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Günther freut sich über Studiengebühren mit einem milden Lächeln. Denn wer gut verdient, zahlt für seine Kinder locker aus der Portokasse.
Studiengebühren und Uni-Bibliothek

Das Land Baden-Württemberg hat Studiengebühren eingeführt: 500 Euro im Semester. Dazu kommen Verwaltungskosten, Kosten für das Studentenwerk usw., so dass noch einmal 105 Euro anfallen. Die Studenten sollen also die Geldbeutel aufmachen und 605 Euro pro Semester zahlen. Wer zahlt es tatsächlich? Ich nehme an, in 95 von 100 Fällen die Eltern. Angeblich soll mit den Mehreinnahmen die Lehre verbessert werden. Wer 's glaubt, wird selig. Man weiß ja, dass Hochschullehrer in der Regel keine guten Lehrer sind, denn mit der Lehre lässt sich kein Ruhm einfahren; was zählt, ist eine lange Liste von Veröffentlichungen. Es wird sich nichts ändern und sie werden nicht besser lehren, vielleicht ein wenig mehr veröffentlichen. Aber den Eltern, die ihren Kindern ein Studium bezahlen, wird kräftig in die Tasche gegriffen.

Im Monat Januar 2007 habe ich für meine jüngste Tochter, die an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg studiert, mehr bezahlt als meine ganze Rente ausmacht: Studiengebühren, den Monatswechsel und ein Paar neue Schuhe. Vielen Dank Herr Ministerpräsident! Es ist mir ein Vergnügen, auf diese Weise die Qualität der Lehre im Land zu verbessern!

In Konstanz hat sich an der Uni etwas ereignet, was ich auch für bemerkenswert halte. Die Uni-Bibliothek wird seit Jahren auf Schmalkost gesetzt. Die Mittel werden gekürzt und gekürzt und die schöne Bibliothek leidet an Auszehrung. Das ist CDU-Kulturpolitik: schlicht sinnlos, denn die Bibliothek ist an der Uni eine zentrale Einrichtung von zentraler Bedeutung. Ohne gute Bibliothek ist ein gutes Studium gar nicht möglich. Dass die Bibliothek von den Studiengebühren etwas abbekommt, ist natürlich nicht vorgesehen.

Um der Bibliothek Geld zu verschaffen, haben ausgerechnet die Studenten im Senat den Antrag gestellt, die 4000 auswärtigen Benutzer der Bibliothek mögen doch für das Ausleihen von Büchern 56 Euro im Jahr bezahlen. Nach dem Motto: „Wenn wir schon zahlen müssen, sollen auch andere zahlen!" Die Professoren haben diesem Antrag zugestimmt. Ich äußere dazu eine Vermutung: Könnte es sein, dass ein Haufen von Professoren nicht mehr kollektive Intelligenz besitzt als ein Haufen von Dachdeckern? Die letzteren hätten möglicherweise berufsbedingt einen größeren Weitblick und einen gesünderen Menschenverstand? Das wäre die Fragestellung für ein Forschungsprojekt, vielleicht durchzuführen von Dachdeckern mit Mitteln aus den Studiengebühren.

Die meisten auswärtigen Bibliotheksbenutzer werden die Bibliothek nicht mehr nutzen und die Einnahmen werden geringer sein als bei einer mäßigen Gebühr von 20 Euro. Ganz abgesehen davon, dass es eine schöne Sache war, der Bevölkerung in der näheren und weiteren Umgebung von Konstanz diese Bibliothek zum Vergnügen und zur Weiterbildung zu öffnen. Und die studentischen Denker haben sich nicht überlegt, dass die gleichen Leute, die ihre Studiengebühren bezahlen, nun noch 56 Euro für die Bibliotheksbenutzung aufbringen müssen.

Der Unverstand ist groß, Geldgier und Neid noch größer. Ich habe drei Kindern ein Studium bezahlt. Beim dritten Kind langt das Land noch einmal kräftig zu, um zu zeigen, wie kinderfreundlich es ist. Großzügigerweise gibt es Rabatt für diejenigen, die mehreren Kindern gleichzeitig das Studium bezahlen. Aber wenn, wie in meinem Fall, zwei Kinder die Ausbildung schon hinter sich haben, gibt es gar nichts.

Bei den nächsten Wahlen bekommen Sie meine Stimme nicht, Herr Günther H. Oettinger! Aber die brauchen Sie gar nicht, denn es gibt genug Wähler, denen die Studiengebühren schnurzegal sind.

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