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Contaflex I

Diese Kamera habe ich vor Jahren bei einer Fotobörse in Darmstadt gekauft. Wahrscheinlich habe ich diese Contaflex deshalb gekauft, weil sie in meiner Jugend unerschwinglich war, und jetzt war sie plötzlich leicht zu haben. Inzwischen kann man eine Contaflex bei Ebay für 20 Euro oder billiger bekommen. Ob sie dann allerdings funktioniert, steht auf einem anderen Blatt. Man muss jedenfalls das altmodische Fotografieren mögen, um mit dieser Kamera zurecht zu kommen. Kein Belichtungsmesser, keinerlei Automatik. Wenn man ausgelöst hat, ist kein Bild mehr zu sehen, denn einen Rückschwingspiegel gab es damals noch nicht. Also den Verschluss wieder spannen, d. h. auch den Film weitertransportieren, dann kommt der Spiegel in die 45-Grad-Stellung und ein Bild ist wieder zu sehen. Das Bild ist hell und klar und seitenrichtig. In der Mitte ein Schnittbild-Entfernungsmesser und ein kleiner Ring, der eine Mattscheibe darstellt, zum Scharfstellen.

In der Anleitung ist zu lesen: „Das Objektiv, das in der ganzen Welt berühmte Zeiss Tessar 1: 2,8/45 mm, ist farbkorrigiert und vergütet und liefert bei Schwarzweiß- und Farbaufnahmen gestochen scharfe Negative." – Das stimmt tatsächlich.

Ich habe als junger Mensch mit meiner Praktica ohne Belichtungsmesser 95 % der Aufnahmen richtig belichtet. Ich kann das immer noch, nehme aber, wenn ich mit der Contaflex unterwegs bin, doch einen Handbelichtungsmesser mit.

Das schönste an dieser Kamera ist, dass sie so klein ist. Da wurde in den 80iger-Jahren die Kleinheit der Olympus gerühmt. Die Contaflex war schon 1953 so klein. Allerdings gab es keine Wechselobjektive dazu; bloß das Zeiss Teleskop, das mit einer Vorsatzstandarte umständlich vor das Objektiv gesetzt werden musste und dann die Brennweite 1,7 fach (auf etwa 80 mm) verlängerte. Die kleine Contaflex war nun schwer und klobig.

Eine feine Sache für Nahaufnahmen waren (oder sind) die aufsteckbaren Vorsatzlinsen. Mit der stärksten Linse kommt man bis auf 16 cm an die Motive heran. Wenn das Motiv eine Nase ist und man blendet auf Blende 11 ab, werden die Poren und Mitesser haarscharf abgebildet. Aber es müssen ja nicht unbedingt Nasen sein, die man mit diesen schönen Vorsatzlinsen („Proxaren“) einfängt.

Mir macht es Spaß, mit der alten Contaflex spazieren zu gehen. Und sie macht, technischer Fortschritt hin oder her, immer noch gute Fotos.

Technisches

Die Contaflex kam 1953 auf den Markt. Nachfolgermodelle gab es bis 1972. Diese Nachfolgermodelle wurden immer größer und schwerer; die Contaflex super BC misst die Belichtung durch das Objektiv. Wer heute eine Super BC kauft, muss allerdings damit rechnen, dass die CdS-Zelle tot ist.

Dank des Zentralverschlusses ist die Contaflex mit jeder Belichtungszeit blitzsynchronisiert; also auch mit der 1/500 Sekunde.

1953 wurde folgendes rühmend erzählt: „Beim Druck auf den Auslöser laufen folgende Vorgänge in 1/50 Sekunde ab: Die Verschlusslamellen schließen sich, die Blende springt auf den eingestellten Wert, Spiegel und Abdeckplatte der Filmbühne schnellen hoch, der Verschluss öffnet und schließt sich wieder. Beim Betätigen des Filmaufzugsknopfs geschieht andererseits: Weitertransport des Films um eine Länge, Abschluss des Bildfensters durch die Abdeckplatte, Neigung des Spiegels in Einstell-Lage, Spannen des Verschlusses, volles Öffnen der Blende und der Verschlusslamellen, Weiterrücken der Bildzähluhr um eine Zahl.“

Synchro-Compur-Verschluss (B, 1 Sek bis 1/500), Selbstauslöser, Blende 2,8 bis 22

Ein Problem für mich war der Sucher. Ich brauche eine Lesebrille, sehe das Bild ohne Augenkorrekturlinse viel zu klein und kann nur mühsam scharfstellen.

1954 hat Heinrich Freytag in seinem Contaflex-Buch vorgeschlagen: „Man lässt sich beim Optiker ein Brillenglas der Stärke, die man braucht, auf den Durchmesser des Suchereinblicks abschleifen. Es wird unter den Schraubring am Suchereinblick eingelegt und der Schraubring wieder darübergeschraubt. So kann auch ein anderer die gleiche Contaflex benutzen, denn das Korrektionsglas ist schnell auszuwechseln.“

Zu ergänzen wäre, dass man das gleiche Korrekturglas auch an einer Icarex benutzen könnte.

Bei den Stundenlöhnen von Optikern ist die Anschaffung eines auf 15 mm heruntergeschliffenen Brillenglases eine teure Angelegenheit. Und ob sie es überhaupt können, ist noch die Frage.

Später hat Zeiss solche Korrekturgläser angeboten, aber an den Gebrauchtmärkten findet sich kein einziges solches Glas.

Die Lösung, die ich hier gefunden habe: Eine Korrekturlinse von Nikon, für ein paar Euro erworben, ist mit einer Schelle, die sich natürlich wieder abschrauben lässt, vor den Sucher gesetzt. Für meine Augen das wahre Vergnügen!

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