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Zeiss Ikon Nettar 517/16
Gibt es einen vernünftigen Grund, heutzutage mit einer alten Nettar zu fotografieren? Ja, denn sie macht gute Bilder. Die Nettar, die ich Ihnen vorstellen möchte, wurde in Stuttgart bei der Zeiss Ikon AG zwischen 1951 und 1953 gebaut. Es gab die Nettar 517/16 in verschiedenen Ausführungen: Mit dem Novar-Anastigmat der Lichtstärke 1: 6,3, 1:4,5 und 1: 3,5. Mit Vario-, Prontor-, Prontor-S und Prontor-SV-Verschluss. Die billigste Nettar, die hier abgebildet ist und die ich besitze, kostete 68 DM, die teuerste 158 DM. Das ist nicht einmal besonders billig: Ich denke, dass man 1953 mit 68 DM mindestens so viel anfangen konnte wie heute mit 300 Euro. Schon vor dem 2. Weltkrieg gab es Nettars. Zeiss Ikon bezeichnete seine Nachkriegsmodelle (auch "Nettar II" genannt) als "Weiterentwicklung". Sehr viel wurde allerdings nicht weiterentwickelt. Statt des großen Klappsuchers, den die Vorkriegsnettars hatten, gab es nun den eingebauten Fernrohr-sucher und die Verschlüsse waren für Blitz synchronisiert. Und immerhin schimmert die Linse blau, d. h. sie ist vergütet. Man sollte wissen, dass es keine Linsen von Zeiss waren. Zeiss Ikon bezog die Linsen für die Nettar-Kameras von Rodenstock, Steinheil oder Hensoldt. Der Novar-Anastigmat meiner Nettar stammt von Rodenstock: ein vorzüglicher Dreilinser, mit dem gestochen scharfe Aufnahmen gelingen. Ich halte es für möglich, dass die lichtschwache 6,3-Linse die beste Nettar-Linse war. Meine Empfehlung: benutzen Sie die Nettar mit dem 6,3/75 mm-Objektiv als Schönwetter-Apparat mit der kürzesten Belichtungszeit (1/200 Sekunde) und mit Blende 8 oder 11. Vor dem Auslösen ausatmen und die Luft anhalten; so wird am wenigsten gewackelt. Natürlich wäre ein Stativ die beste Lösung, aber wer schleppt schon ein Stativ mit? Und nicht vergessen: eine Sonnenblende (besser gesagt eine "Streulichtblende") aufstecken. Sie werden beim Sonntagsspaziergang mit dieser Nettar, die sich eingeklappt bequem in der Anorak-Tasche tragen lässt, ebenso gute Bilder machen wie mit einer Rolleiflex für 1000 Euro. Man sollte sich einmal klarmachen, dass 90% der Bilder, die der Durchschnittsknipser macht (und ich bin auch ein solcher) mit einfachen Apparaten genau so gut werden wie mit den teuersten. Die Bedienung des Geräts ist sehr einfach. Die Kamera in Aufnahmerich-tung halten, den linken Knopf oben drücken: die Kamera klappt aus. Blende, Verschlusszeit und Entfernung einstellen. Verschluss spannen und auslösen. Die Kamera hat keine Doppelbelichtungssperre, und das gefällt mir, denn Doppelbelichtungssperren machen nur Ärger. (Manche Doppelbelichtungssperren werden schon aktiv, wenn man den Auslöser zögerlich drückt und dann doch nicht auslöst. Bei meiner Agfa Isolette wusste ich, wie die Sperre zu überlisten ist, bei anderen Apparaten weiß ich es nicht.) Also: gleich nach dem Auslösen Film weiterdrehen. Eine Bedienungsanleitung in englischer Sprache kann man sich aus dem Netz holen. Die 120er Rollfilme, die man für die Nettar braucht, gibt es noch. Sehen Sie sich ein paar Fotos an, die ich im Oktober 2012 mit der Nettar gemacht habe! |
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Auf der Rückseite der Kamera, ganz links in der Mitte, die Typenbezeichnung "517/16" | |||||||||||||||||
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