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Certo Super Dollina II
Ein kleines Wunderwerk aus Dresden, der einstigen Welthauptstadt des Kamerabaus. Ich habe diese Dollina vor ein paar Jahren für wenig Geld gekauft. Der Suchereinblick war trübe, so dass ich sie meinem Feinmechaniker, der mir seit vielen Jahren Kameras in Ordnung bringt, zur Reinigung gebracht habe. Danach sah sie wie neu aus und alles schnurrte und glänzte wie am ersten Tag. Im Netz gibt es viele Informationen zu dieser Kamera. Was ich nicht erfahren habe: Wie hieß derjenige, der diese Kamera konstruiert hat? War es einer wie Karl Nüchterlein, der die Kine Exakta beim Ihagee-Kamerawerk konstruiert hat? Nun ja, so bahnbrechend wie die Kine Exakta war die Dollina nicht, aber ihr Konstrukteur hatte viel Sinn für schöne Formen und Proportionen. Ich bin ihm dankbar, dass er dieses Schmuckstück in die Welt gesetzt hat. Nur so viel zur Geschichte der Super Dollina II: Sie geht auf eine Kamera zurück, die es schon in den 1930er-Jahren gegeben hat. Ab Anfang der 1950er-Jahre wurde dann die Super-Dollina II im Certo-Kamerawerk in Dresden bis Anfang der 1970er-Jahre gebaut. Das Objektiv meiner Kamera stammt aus dem Jahr 1958, die Kamera vermutlich auch. Im Netz gibt es zwar eine Gebrauchsanweisung in englischer und ungarischer Sprache, wobei mich die ungarische Anleitung besonders beeindruckt, ich werde hier trotzdem eine Art Anleitung schreiben. Fortgeschrittene Kamerakenner mögen mir das verzeihen. Wenn man die Kamera von vorne anschaut, gibt es oben in der Mitte einen rechteckigen Knopf. Drückt man auf diesen Knopf, klappt die Kamera auf. Die Entfernung stellt man mit dem Feintrieb-Knopf ein: eine Art Mikrometerschraube, die aus der Kamera seitlich herausragt. Auf dem Bild, das die Kamera von oben zeigt, sieht man rechts den Filmtransportknopf. Der Rückspulknopf (links) dreht sich beim Filmtransport mit. Zum Filmeinlegen wird der Rückspulknopf herausgezogen; er ragt dann 1 cm aus dem Gehäuse. Beim Filmeinlegen darauf achten, dass der Film hinter der Filmführungsplatte läuft. (Siehe Bild.) Vor jeder Aufnahme muss der Verschluss aufgezogen werden. Der Verschlusshebel (siehe Bild rechts oben) wird nach rechts geschoben. Vergisst man das Aufziehen und drückt auf den Auslöser, rührt sich nichts. Wenn man nun nachträglich den Verschluss aufzieht und noch einmal auf den Auslöser drückt, rührt sich auch nichts. In diesem Fall kann man die Blockade des Verschlusses überlisten. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: etwas links unter dem "V" des Schriftzugs "Vebur" gibt es einen Hebel: drückt man den nach unten, löst die Kamera aus. Oder: auf der Rückseite der Kamera gibt es oben rechts (in Verlängerung der Achse des Feintriebs) einen Knopf: schiebt man den nach links, lässt sich die Kamera auslösen. Auf diese Art sind natürlich auch Doppelbelichtungen möglich. Rückspulen des Films. Wie das geht, darauf kommt man nicht ohne weiteres. Ich habe, als ich zum ersten Mal die Kamera in der Hand hatte, gerätselt. Nirgendwo ein Knopf zu finden, der das Rückspulen ermöglicht. Und so geht es: der Filmtransportknopf wird herausgezogen und im Uhrzeigersinn gedreht. Er steht dann 5 mm vom Kamerakörper ab und der Film lässt sich mit dem Rückspulknopf in Pfeilrichtung zurückspulen. Siehe Bilder. Schließen der Kamera: Druck mit beiden Daumen auf die Platte, auf der das Objektiv sitzt. (Siehe Bild.) Wenn man die Kamera von sich weghält, geht es natürlich auch mit den Zeigefingern. Filter zum Aufstecken: Größe A 32, zum Einschrauben: Größe E 30. Den Bildzähler auf der Oberseite der Kamera verstellt man, indem man das, was wie eine Schraube aussieht, mit den Fingernägeln von Daumen und Zeigefinger im Uhrzeigersinn dreht. Die Kamera ist für zarte Damenfinger besser geeignet als für grobe Wurstfinger, mit denen man den Aufzugshebel bedient und dabei, ohne es zu wollen, gleichzeitig die Belichtungszeit verstellt. Ist mir am Anfang auch passiert, obwohl ich keine klobigen Hände habe. Es ist eine recht altmodische Art mit der Super Dollina II zu fotografieren. Entfernung einstellen mit Blick durch das rechte der beiden kleinen Fenster, wobei man schon einmal bei Kanten vor- und zurückdreht bis man sicher ist, sie zur Deckung gebracht zu haben. Schnellschüsse sind schwierig, es sei denn, man stellt von vornherein die Entfernung ein, bei der man den Schnellschuss zu machen gedenkt. Auf der Oberseite der Kamera wird in einem Fenster die eingestellte Entfernung angezeigt. Allerdings sind die Zahlen so klein, dass ich ohne Lesebrille nichts erkennen kann. Es ist mir einmal passiert, dass ich die Entfernung auf Unendlich stellen wollte (ohne durch das kleine Fenster zu schauen), aber die Feintriebschraube in die falsche Richtung gedreht habe und bei der Naheinstellung gelandet bin. Ergebnis: völlige Unschärfe. Ein anderes Kapitel ist das ruhige, verwacklungsfreie Auslösen. Es gab ja Kamerabauer, die sich allerlei ausgedacht haben, um ein ruhiges Auslösen zu ermöglichen, z. B. rote Sensorpunkte und weiß Gott noch was. Bei der Dollina gibt es das alles nicht. Man kann diese Kamera leicht verreissen, wenn man unachtsam ist. Am besten mit dem Daumen auf der Unterseite der Kamera dagegenhalten, die Luft anhalten und auf den Auslöser drücken. Frust, wenn man vergessen hat, den Verschluss aufzuziehen. Aber so ist das halt mit alten Apparaten. Kein Autofocus, nix dergleichen, man muss Zeit haben und es darf nicht stören, wenn alles ein wenig langsamer geht. Und natürlich muss man wissen wie man belichtet: richtige Blende und Verschlusszeit. Wenn man 's sicher wissen will, einen Handbelichtungsmesser mitnehmen. Mein Rat: Sich an der Schönheit der Kamera erfreuen, sich Zeit nehmen und gemütlich damit durch die Gegend spazieren. Sehen Sie Bilder an, die ich mit dieser Kamera gemacht habe. |
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Super Dollina II. Aufnahmeformat: 24 x 36 mm. Hier mit Vebur-Verschluss und Tessar. Es gibt sie auch mit anderen Verschlüssen und Objektiven. | |||||||||||||||||||||||||||
Auf der dicken Achse des Filmtransportknopfs sieht man knapp oberhalb des Films einen winkelförmigen Schlitz. Wenn der Filmtransportknopf angehoben und im Uhrzeigersinn gedreht wird, rastet ein Zapfen im waagerechten Teil des Schlitzes ein. Jetzt ist der Film zum Rückspulen freigegeben. | |||||||||||||||||||||||||||
Rückansicht der Super Dollina II. Links oben: Sucherfenster und Fenster für die Entfernungsmessung. Rechts oben in Verlängerung der Achse des Feintriebs der Knopf, der durch Schieben nach links den gesperrten Auslöser freigibt.
Der Schriftzug „Super Dollina II“ ist nur am Rückdeckel zu sehen. |
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Filmeinlegen: Knopf, links oben auf der Oberseite der Kamera herausziehen, Filmpatrone mit dem oberen Teil zuerst in die Filmkammer schieben, Film unter der Filmführungsplatte durchschieben. | |||||||||||||||||||||||||||
Druck der Daumen auf die Objektivplatte klappt die Kamera ein. | Scherenspreizen und Balgen. Man denkt an die Kodak Retina-Kameras. | ||||||||||||||||||||||||||
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